Wieder mehr Präsenz im Büro?!

Written by Admin. Posted in News

Einige Unternehmen locken ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro. Sie gestalten Arbeitsplätze so, dass Menschen sich dort gerne aufhalten, und sie erzählen ihren Mitarbeitenden von den vielen Vorteilen, die ein persönliches Miteinander für jeden Einzelnen, die Gemeinschaft und die Arbeitsergebnisse mit sich bringen. Manche ordnen eine erhöhte Präsenz in den Büros an. Und wiederum andere, darunter einige deutsche Unternehmen, fahren die Präsenz in den Büros weiter zurück und erhöhen die „Home-Office“-Quote, die bei uns in Deutschland natürlich keiner so nennt, wir sprechen stattdessen vom mobilen, flexiblen Arbeiten.

Studien zum Thema „Home-Office“ kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige wenige berichten von Leistungssteigerungen durch mehr Home-Office, andere von einem in etwa gleichbleibendem Leistungsniveau und wiederum andere von einem signifikanten Rückgang der Leistungen, insbesondere der Innovationskraft, sowie von einer geringeren Effizienz in der internen Zusammenarbeit.

Folgendes lässt sich in der Praxis beobachten: Apple kontrolliert die Anwesenheit und in einigen Teams gibt es wieder vollständige Anwesenheitspflicht. Die Mitarbeitenden von Amazon müssen seit Mai 2023 wieder verstärkt in die Büros, ähnlich sieht es bei General Motors, Warner Bros. oder im Disney-Konzern aus. Bei Goldman Sachs arbeiten zwei Drittel wieder vollständig vom Büro aus. IBM-CEO Arvind Krishna konstatiert, dass er Home-Office in vielen Fällen für karriereschädlich hält. Weiterhin führt er aus, dass es schwierig sei, Menschen zu befördern, die man nie zu Gesicht bekäme – besonders, wenn es sich um Management-Posten handle. Sam Altman, der CEO des ChatGPT-Herstellers OpenAI, deklariert das „Experiment“ Home-Office zum Fehler und für beendet.

Wir haben die Hypothese, dass die großen, internationalen Konzerne eine sehr gute Datengrundlage haben und insofern wissen, warum sie die Präsenz in den Büros wieder deutlich und teils mit drastischen Maßnahmen erhöhen.

Wir stellen auf Basis einiger Mitarbeiterbefragungen fest, dass die unternehmensinterne Zusammenarbeit in den einzelnen Teams und mit anderen Abteilungen und Bereichen unter einer geringeren Präsenz zum Teil erheblich leidet. Eine geringere Präsenz geht signifikant zu Lasten der Effizienz der internen Zusammenarbeit. Zudem leidet der Fortschritt – Unternehmen kommen aufgrund geringerer Präsenz vor Ort bei ihren Entwicklungsprojekten deutlich langsamer und oft nur stockend voran. Realisierungstermine werden en masse nach hinten verschoben. Der fehlende schnelle und direkte Austausch aufgrund mangelnder Präsenz des gesamten Teams und auch der Mitarbeitenden in anderen Bereichen bremst. Individuell gestaltete Anwesenheitszeiten erschweren Abstimmungen, Selbstoptimierung hat zunehmend Vorrang vor gemeinschaftlichen Zielsetzungen. Die zum Teil eingesparten Kosten für Büroflächen stehen in keinem gesunden Verhältnis zu den hier nur ausschnittweise skizzierten Nachteilen.

Und der Mensch? Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht soziale Kontakte genauso wie feste Strukturen und Abläufe, die geben Orientierung. Die räumliche Trennung von Arbeit und Privatleben hat daher ebenfalls Vorteile. Studien zeigen, dass noch lange nicht jeder mit dem Home-Office zurechtkommt. Im Vergleich zum Büroarbeitsplatz treten verstärkt Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen auf. Laut einer repräsentativen Studie des TÜV-Verbands im Jahr 2022 klagt rund ein Drittel der Befragten über Einsamkeit und fühlt sich im Homeoffice isoliert. Knapp 40 Prozent haben körperliche Probleme und geben an, dass sie zugenommen haben.

Und das Fazit? Wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Gründe sprechen dafür, das persönliches Zusammenarbeiten ein Wert an sich ist, den wir wertschätzen und vielleicht nicht so einfach und vorschnell aufgeben sollten.