Taxifahrer wissen Bescheid! (16)

Written by Admin. Posted in Denkfehler, News

Denkfehler 14 der 52 Denkfehler nennt sich „Das Chauffeur-Wissen“ und klingt so gar nicht nach einem Denkfehler, sondern nach Wissen. In der Unterschrift steht „Warum Sie Nachrichtensprecher nicht ernst nehmen dürfen.“

Wir erfahren, dass es zwei Arten von Wissen gibt. „Zum einen das echte Wissen.“ Hiermit gemeint ist das Wissen von Leuten, „die ihr Wissen mit einem großen Einsatz von Zeit und Denkarbeit bezahlt haben“. Nun brauchen manche Menschen etwas länger als andere, bevor sie etwas verstanden haben. Die Zeit, die Menschen für das Lernen benötigen, scheint daher kein sinnvolles Maß zur Bewertung des Wissens von Menschen. Wer viel Zeit braucht, um Wissen aufzubauen, ist manchmal begriffsstutzig.

„Zum anderen“ gibt es „das Chauffeur-Wissen“, das ist das Wissen von Menschen, „die so tun, als würden sie wissen“, die aber eigentlich ihrem Fahrgast nur gut zuhören und dann nachplappern, ohne echtes Wissen zu haben. Also wie der Denkfehlertheoretiker, der seine 52 Denkfehler allesamt irgendwo abgeschrieben hat, was man wohl mit Nachplappern gleichsetzen darf. Das Problem mit diesen Wissenden ist leider allzu oft, dass sie ihr Wissen maßlos überschätzen und überbewerten (Wie hieß dieser Fehler noch gleich?), Dummheit trifft immer nur die anderen. Einige Bus- und Taxifahrer beeindruckten mich schon mehrfach durch außerordentliches Wissen und hohe Intelligenz. „Doch das Wissen, das sie verbreiten, ist hohl.“, schreibt der allwissende Denkfehlertheoretiker.

Taxifahrer und Chauffeure sind zuweilen mit einer weit höheren praktischen, oft auch emotionalen Intelligenz als der mitfahrende Denkfehlertheoretiker oder CEO ausgestattet. Ein entsprechendes Experiment würde bei einem Rollenwechsel vermutlich schnell zeigen, dass der Chauffeur im Durchschnitt genauso gute, wenn nicht gar bessere Entscheidungen trifft als der CEO, den er normalerweise fährt. Mein Lieblingstaxifahrer abstrahiert, lässt unwesentliche Parameter weg, er vereinfacht und kommt schneller zu grundlegenden Erkenntnissen. Er verliert sich nicht in zuweilen gänzlich unwichtigen Details. Er hört zu, sammelt Eindrücke, er erkennt aus Erfahrung schnell die, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen oder ihn belügen, er ist empirisch tätig; er hört zu, fragt nach und beobachtet und wenn es darauf ankommt, kann er logische Schlüsse ziehen und seinem Fahrgast das Leben erklären. All das sollte für gute Entscheidungen förderlich sein. Ob der CEO hingegen das oft allzu große Auto ohne Schrammen sicher durch den Verkehr bringt, ist eher fraglich.

„Die Mehrheit der Journalisten fällt leider in die Chauffeur-Kategorie“, denn die schustern Artikel zu jedem beliebigen Thema zusammen, schreiben „einseitig, kurz und … ironisch.“ An der Ironie und der Textlänge erkennt der Fachmann also das Chauffeur-Wissen bzw. den Blender. Je mehr ich in den Denkfehlern lese, umso mehr wundere ich mich, wie derartig pauschalisierender Unsinn zum Bestseller werden konnte. Vermutlich meint der Denkfehlertheoretiker, der vierzehnte Denkfehler läge darin, dass wir Menschen nicht zwischen dem wirklich Wissenden und dem Blender unterscheiden können. Aufgrund der Absatzzahlen der 52 Denkfehler hat er damit wohl Recht. Allerdings scheinen überwiegend Denkfehlertheoretiker auf diesen Denkfehler reinzufallen.

Das Fazit des Denkfehlertheoretikers zum vierzehnten Denkfehler: Nur „wirklich Wissende“ (also insbesondere diejenigen, die sich mit Denkfehlern beschäftigt haben) „wissen, was sie wissen – und was nicht.“ Nun weiß aber kein Mensch, was er nicht weiß, sonst wüsste er es schließlich. Das Fazit ist ein Denkfehler.

Mein Tipp: Wenn Sie wissen wollen, was irgendwo los ist, fragen Sie den Chauffeur, den Taxifahrer, den Hausmeister oder die Sekretärin. Und wenn Sie bei wichtigen Dingen eine gute Entscheidung treffen wollen, fragen Sie dieselben Leute ruhig auch mal nach ihrer Meinung, das schadet nicht.

PS: „von Chauffeuren hört man alles andere, nur diesen Satz nicht“, gemeint ist „Das weiß ich nicht.“ Mein Tipp: Öfter Taxi fahren und weniger bekannte Ziele ansteuern, also nicht immer das teuerste Hotel der Stadt, das man von irgendwem gesponsert bekommen hat. Denn manchmal kennen sich sogar Chauffeure nicht aus, ist aber eher selten.