Mitarbeiter wieder ins Büro locken!
Um es direkt eingangs zu erwähnen, das gilt auch für Mitarbeiterinnen.
Ein neuer Trend scheint geboren: Wir müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder in die Büros bekommen und damit das gelingt, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Denn sie kommen scheinbar nicht freiwillig, wir müssen sie locken. Das hört sich beinahe so an, als würde der nur den älteren Lesern bekannte Bernhard Grzimek aus der Tierwelt berichten.
Im „Mindspace Ku’damm“ will man die possierlichen Tierchen namens Mitarbeiter mit Extras wie Yoga, Weinproben und Plausch in der Lounge aus dem Homeoffice locken (siehe Berliner Zeitung hier).
Andere versuchen es mit Tischtennisplatten, Duschen, Rückzugsräumen oder einem Concierge-Service, der sich auch um die Wäsche kümmert (siehe Süddeutsche Zeitung hier).
Die Gründe für die Rückholversuche sind vielfältig. „AutoClicker ist seit der Coronapandemie das beliebteste Programm bei heise Downloads“ (siehe heise.de), wobei es nur eine von diversen Möglichkeiten ist, um dem Arbeitgeber und den Kolleginnen und Kollegen seine emsige Tätigkeit vorzugaukeln.
Vor dem Hintergrund verwundert das Ergebnis einer Studie des „Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit GmbH (IZA)“ nicht, dass die Produktivität – gemessen als Output pro Arbeitsstunde – im Homeoffice um etwa 20 Prozent gesunken ist. Die Ursachen werden darin gesehen, dass es zu Hause viele Ablenkungen von der eigentlichen Arbeit gibt (Kinder, Partner und sonstige Tätigkeiten) und die Beschäftigten während der Arbeit deutlich mehr Zeit in formellen Meetings verbringen und mehr E-Mails verschicken – beides ist losgelöst vom Arbeitsplatz leider allzu oft unproduktiv. Auch die fehlenden direkten Kontakte zu Vorgesetzten, Kollegen und Geschäftspartnern schaden der Produktivität. Die Zusammenarbeit und die Kommunikation werden erschwert (siehe IZA oder auch das Ergebnis einer weiteren Studie im Tagesanzeiger mit vergleichbarem Ergebnis).
Studien belegen, dass der Austausch in Präsenz digitalen Kommunikationswegen überlegen ist, was insbesondere dann gilt, wenn Kreativität und Problemlösen bei der Arbeit gefordert sind. Auch Firmenchefs wie Tim Cook von Apple sind davon überzeugt, „dass es keinen Ersatz für Treffen von Angesicht zu Angesicht gibt“ (siehe Handelsblatt hier). Die Züricher Zeitung bringt es auf den Punkt: „Die großen Innovationen entstehen nicht zu Hause.“ (siehe hier).
In nahezu jeder Stellenausschreibung der letzten Jahrzehnte wurde vom Bewerber „Teamfähigkeit“ gefordert und allen Bewerberinnen war laut eigenem Bekunden im Vorstellungsgespräch das Zusammenarbeiten in einem guten Team und mit netten Menschen ein äußerst wichtiges Anliegen. Dann kam Corona und wir vergaßen, was uns vorher als wichtig und richtig erschien.
Selbstverständlich sind gut ausgestattete Arbeitsplätze, schöne Räumlichkeiten und ein angenehmes Ambiente wichtig. Allerdings sollten wir uns in Unternehmen auch mit der Frage auseinandersetzen, wie wir arbeiten wollen. Die meisten von uns wollen nicht ständig allein arbeiten. Der absolut größte Anteil möchte mit anderen zusammenarbeiten, sich austauschen, miteinander kommunizieren, gemeinsam etwas schaffen und auch gemeinsam Spaß bei der Arbeit haben. Wir Menschen sind soziale Wesen.