Führung in Krisensituationen und Entwicklung resilienter Organisationen

Written by Admin. Posted in News

Wir beschäftigen uns seit Wochen mit einem Thema: Corona, Corona und nochmals Corona. Und wir sind bzw. werden zum Handeln oder auch Nichtstun gezwungen. Politische Entscheidungen werden scheinbar nicht auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten getroffen. Nicht die Empirie leitet das Handeln. Daher sind die getroffenen Entscheidungen für viele Menschen nicht nachvollziehbar. Die Absicherungsmentalität scheint sich durchzusetzen. Wer dem Mainstream der konsequenten Absicherung nicht folgt, dem begegnet man mit moralischen Argumenten. Daher machen alle mit und es gibt bisher kaum Gegenwehr, auch wenn freiheitliche Grundrechte in erheblichem Maß eingeschränkt werden.

Im Nachhinein (einige sind jetzt schon dabei) werden alle „Entscheider“ sagen, dass es gute Entscheidungen waren und dass man alles richtig gemacht hätte, und zwar völlig losgelöst von der Frage, welches Ergebnis sich am Ende einstellen wird.

Wenn Ihnen das teilweise aus Ihrem Unternehmen bekannt vorkommt, ist dies ein Aspekt der Unternehmenskultur. Menschen wollen Entscheidungen verstehen, sie wollen wissen, welche Annahmen den Entscheidungen zugrunde liegen, auf Basis welcher Informationen die Entscheidungen getroffen wurden, welche Alternativen es gab, warum man zu genau diesen Entscheidungen gekommen ist, welche konkreten Ziele erreicht werden sollen, welche konkreten Maßnahmen bis wann umgesetzt werden, um was genau zu realisieren usw.

Vieles davon legen die politischen Entscheider nicht offen. Sie entscheiden hinter verschlossenen Türen und verkünden im Anschluss ihre Entscheidungen, die sie aus eigenem Blickwinkel mit großer Weisheit gemeinsam getroffen haben. Jeder weist natürlich auf alle Beteiligten hin, damit man bloß nicht selbst dafür verantwortlich gemacht werden kann. Wer, was bis wann mit welchem Ergebnis macht, wird nicht offengelegt. Ebenso wird nicht verdeutlicht, auf welchen Grundlagen die Entscheidungen überhaupt getroffen wurden.

Die Letalität des Coronavirus liegt, wenn man die Zahlen des Robert Koch-Instituts als Berechnungsgrundlage heranzieht, seit Wochen ziemlich konstant bei ca. 0,2 Prozent. Als Datenbasis für diese Berechnung dient die Anzahl statistisch erfasster Infizierter, die reale Anzahl der Infizierten ist um einen Faktor x höher, wobei x eine unsichere Größe ist, über die sich jeder selbst ein Bild machen darf. Selbst in dem besonders betroffenen Landkreis Heinsberg, in dem mehr als 250.000 Menschen leben, befinden sich aktuell „nur“ 26 in stationärer Behandlung in Krankenhäusern.

Aktuell gibt es 6.012 statistisch erfasste Infizierte in Deutschland. Deutschland hat 82,79 Millionen Einwohner. Insofern sind 0,007 Prozent der Bevölkerung in Deutschland infiziert, also einer von ca. 15.000 Einwohnern. In dieser Berechnung ist noch nicht berücksichtigt, dass von den etwas über 6.000 Infizierten ein großer Teil schon wieder genesen und damit resistent gegen das Virus ist.

Die so genannte VUKA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) ist kein Zukunftsszenario, sondern heutige Realität. Was aktuell geschieht, verdeutlicht sehr eindrucksvoll, dass wir von einer hohen Resilienz weit entfernt sind. Eine hohe Resilienz geht mit der Fähigkeit einher, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Eine hohe organisationale Resilienz bedeutet, dass die Organisation (oder auch ein Land) widerstandsfähig in Bezug auf unerwartete Ereignisse ist und eben nicht bei Problemen in einen längeren Schockzustand verfällt. Aktuell legen wir den gesamtem Betrieb „Deutschland“ lahm und in vielen Unternehmen liegt der Betrieb ebenfalls lahm. Wir betreiben Krisenmanagement und viele Entscheider in Unternehmen beschleicht das Gefühl, dass sie gerade überall gleichzeitig sein müssen. Das ist genau das Gegenteil von Resilienz. Zudem werden wir eine extrem lange Erholungszeit brauchen. Mit ausschließlich risikoaversen Entscheidungen gelingt es nicht, Resilienz zu fördern und erst recht nicht, sie zu entwickeln. Wir, d.h. sowohl unser gesamtes Land als auch Unternehmen, brauchen eine Kulturentwicklung, die auf eine Stärkung organisationaler Resilienz ausgerichtet ist. Diese Kultur zu entwickeln, ist zentrale Führungsaufgabe. Führung braucht statistische Kenntnisse und sollte das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten beherrschen, denn das nächste unvorhersehbare Ereignis kommt mit Sicherheit!