Ausdauer vs. Talent

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Was ist denn eigentlich Willenskraft? Und wie ist sie messbar? Und welche Folgen hat die persönliche Ausdauer des Einzelnen für die Gesellschaft? Diesen Fragen wurde in einem Artikel unter welt.de genauer nachgegangen.

Das Marshmallow-Experiment von Walter Mischel lieferte Ende der 1960er Jahre erste Erkenntnisse und Antworten. Über 500 Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren wurden nacheinander in einen kargen Raum an einen Tisch gesetzt. Vor ihnen stand nur ein Teller mit einem einzigen Marshmallow darauf. Verlockend!

Jedes Kind wurde vor die Wahl gestellt, entweder das Marshmallow sofort zu essen oder, wenn es etwas wartete, zusätzlich ein zweites Marshmallow zu bekommen. Dann verließ Mischel den Raum für 15 Minuten und beobachtete durch einen Einwegspiegel die Kinder. Einige Kinder schafften es zu warten – andere nicht!

Mischel lud die Kinder 13 Jahre später erneut ein. Es zeigte sich, dass diejenigen, die schon im Vorschulalter warten konnten, in Schule und Ausbildung viel erfolgreicher und zielstrebiger waren. Die Ungeduldigen schnitten dagegen deutlich schlechter ab, obgleich sie nicht weniger klug waren als die Geduldigen.

Fazit: Wer auf eine klebrige Süßigkeit warten kann, hat mehr Erfolg im späteren Leben?! (Anmerkung des Verfassers: An dieser Stelle habe ich mir einen Keks gegönnt.)

Heute, so führt welt.de weiter aus, wissen wir, dass Mischel nicht nur die Willenskraft der Kinder gemessen hat, sondern Geduld. Matthias Sutter untersucht vor allem die Folgen dieser für das Leben so wichtigen Eigenschaft und ihre Bedeutung für das Funktionieren einer ganzen Gesellschaft.

Sutter zeigt auf, dass das ungeduldige Verhalten von Kindern, die eine Belohnung jetzt anstatt später wollen, Auswirkungen auf ihr späteres Leben nimmt. Beispielsweise wählen die Ungeduldigen oft eine kürzere Ausbildungszeit und haben somit ein geringeres Einkommen. Sie häufen eher Schulden an, anstatt zu sparen und kümmern sich weniger um ihre Altersvorsorge. Sutter geht sogar noch weiter und führt an, dass die Ungeduld des Einzelnen, die Wirtschaft und die Funktionsfähigkeit einer ganzen Gesellschaft belasten. Die Ungeduldigen wechseln häufiger ihre Jobs und bleiben deutlich länger arbeitslos. Selbst gesundheitliche Folgen, die aus hohem Zigaretten- und Alkoholkonsum entstehen können, sind auf die Ungeduld des Einzelnen zurückzuführen. Ungeduldige rauchen mehr, treiben weniger Sport und haben einen höheren Body-Mass-Index.

Geduld muss man also haben! Aber woher kommt sie? Und kann sie beeinflusst werden? Diesen Fragen wird ebenfalls in dem Artikel auf welt.de nachgegangen. Es gibt Indizien, dass Geduld teilweise genetisch veranlagt ist. Studien zeigen jedoch, dass auch die Umwelt eine Rolle spielt. Das macht Mut! Geduld ist also durchaus erlern- und trainierbar. Kinder lernen von ihren Eltern, mehr oder weniger geduldig zu sein. Es gibt offensichtlich verschiedene Strategien, sich in Geduld zu üben. Das hat schon das Marshmallow-Experiment gezeigt: Singen, aufstehen, sich selbst gut zureden, einfach schlafend stellen oder das Marshmallow nur ein bisschen von unten anknabbern.
Fraglich, ob sich diese Methoden so ohne weiteres auf das spätere Berufsleben übertragen lassen.

Aber probieren Sie doch selbst einfach einmal ein paar Strategien aus, wenn Sie es das nächste Mal nicht aushalten können und Sie schon morgens der kleine Hunger überfällt. Stellen Sie sich schlafend oder tanzen Sie gemeinsam eine Runde durchs Büro!

Ellen Buchwald-Körfer